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Moritz Bensch (Doktorand)

Das Forschungsprojekt widmet sich einer spezifischen Metaphorik (einem Zusammenhang verwandter, benachbarter Metaphern) in klassischen Texten der Subjektphilosophie der Neuzeit. Dieses metaphorische Feld kann als Vorstellungskomplex „Fundierung“ bezeichnet und mittels es zentral bestimmende Metaphern wie „Grund und Boden“, „Grundlegung“ bzw. „Fundierung“ „Erdboden“, „Architektur“ („Hausbau“), sowie – negativ-implizit – „Bodenverlust“, „Bodenlosigkeit“ und „Abgrund“ markiert werden. Leitende Vorstellung bei der Anwendung dieser Metaphorik in den philosophischen Texten ist dabei – so die Beobachtung – die Idee einer „Grundlegung“, also des Konstruierens bzw. Re-Konstruierens eines festen und stabilen (Unter)Grunds.

Eine dahingehend orientierte Lektüre ausgewählter programmatischer Texte Descartes', Kants, Fichtes und Heideggers kann insofern als Bearbeitung eines Desiderats erachtet werden, als eine systematische, zugleich vergleichende wie nahe an den Texten operierende Studie bisher nicht vorzuliegen scheint (– und dies obwohl „Gründlichkeit“ bei Hans Blumenberg als eine zentrale Projektion der Philosophie der Neuzeit schon angedacht worden ist). Dies aber erscheint insofern von Interesse, da die Texte – so die These – mittels ihrer Metaphorik die spezifische Problemsituation des neuzeitlichen Denkens implizit reflektieren und in zweifacher Hinsicht ausstellen: zum einen in Hinblick auf die Problematik einer wissenschaftlich-systematischen Erstbegründung von Philosophie, die seit Descartes dem Anspruch nach wesentlich Selbstbegründung gewesen ist – was, wie an den Texten gezeigt wird, den Gebrauch der Fundierungs-Metaphorik zugleich prädestiniert sowie Konjunktur verlieht aber auch prekär und fragwürdig werden lässt. (Prekär, insofern zugleich eine Tendenz zu beobachten ist, die Selbstbegründung regelrecht als Absatzbewegung vom Boden inszeniert.) Zum anderen aber verdichtet sich in der Metaphorik zugleich historische Selbstverständigung – bzw. Selbstverortung –, die zwischen programmatischer Neuanfangsrhetorik, verschiedenen Stilen der Inszenierung von Neu-Anfänglichkeit, Konstruktion historischer Kontinuitäten bzw. Anschlussbestrebungen und kulturkritischer Krisendiagnostik changiert.

Dementsprechend werden die Texte in ihren rhetorischen Verfahrensweisen und ihrer Bildökonomie auf ihre spezifische Modernität hin befragt, dabei wird aber zugleich die jeweilige Eigendynamik des je spezifischen Gebrauchs der Metaphorik bei den einzelnen Autoren vor dem Hintergrund der je historisch gewandelten philosophischen Problemstellung nicht vernachlässigt. Diese Studie philosophischer Metaphorik, die diese in ihrer Eigen- und Widerständigkeit in Hinblick auf erweiterte Lesbarkeit ernst nimmt, ist in methodologischer Hinsicht darum bemüht, im Anschluss an einschlägige Arbeiten Hans Blumenbergs eine verstärkt literaturwissenschaftlich verfahrende Metaphorologie zu verfolgen.