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Dr. Dr. Thomas Hünefeldt (Post-Doc)

In der gegenwärtigen Kognitionswissenschaft bezeichnet der Begriff “situated cognition” eine aufstrebende, aber zugleich auch sehr heterogene Forschungsbewegung, welche Aspekte von Kognition betont, die im Rahmen der traditionellen Kognitionswissenschaft vernachlässigt worden sind oder nicht erfasst werden konnten. Die zentralen Annahmen, die diese Forschungsbewegung kennzeichnen, lassen sich in der These zusammenfassen, dass Kognition nicht nur vom Gehirn abhängig ist, sondern auch von der Situation oder dem Kontext in dem sie stattfindet. Die Abhängigkeit der Kognition von der Situation bzw. dem Kontext lässt sich nun aber in verschiedenen Weisen konzipieren, die in etwa den Weisen entsprechen, in denen diese Abhängigkeit auf der Grundlage der etablierten Paradigmata der Kognitionswissenschaft konzipiert wird. Die „situated cognition“ Bewegung stellt daher eigentlich kein neues Paradigma der Kognitionswissenschaft, sondern ist vielmehr Symptom einer akuten Paradigmenkrise der Kognitionswissenschaft. In der Tat kommt die Frage, wo und wie Kognition „verortet“ (situated) ist, letztlich der Frage gleich, wie ein kognitives System zu definieren ist. Vor diesem Hintergrund besteht das Ziel dieses Forschungsprojekt darin, ein umfassendes Verständnis der „Verortetheit“ (situatedness) von Kognition zu entwickeln. Um dieses Ziel zu erreichen, knüpft dieses Forschungsprojekt an zwei Paradigmen an, die als wichtige Vorläufer der „situated cognition“ Bewegung gelten, nämlich zum einen an die philosophische Phänomenologie, d.h. an dasjenige Paradigma, das eine programmatisch nicht-naturalistische, Analyse von „Verortetheit“ aus der „Erste-Person-Perspektive“ ermöglicht, und zum anderen an die allgemeine Systemtheorie, d.h. an dasjenige Paradigma, das die allgemeinste naturalistische Analyse von „Verortetheit“ aus der „Dritte-Person-Perspektive“ ermöglicht. Anknüpfend an diese beiden Paradigmen versucht dieses Forschungsprojekt, sowohl eine nicht-anthropomorphe phänomenologische Analyse von „Verortetheit“ als auch eine allgemeine systemtheoretische Analyse von „Verortetheit“ zu liefern und beide mittels einer nicht-anthropomorphen phänomenologischen Analyse von Intersubjektivität zu einem umfassenden Verständnis der „Verortetheit“ von Kognition zu integrieren.